A B C D E F G H I K L M N O P Q R S T Ü V W Z

ENGLISCHE SPRACHE

I. Allgemeines
Die englische Sprache ist die Sprache, die den Menschen in Großbritannien, den Vereinigten Staaten, Kanada, Australien, Neuseeland, Südafrika und zahlreichen anderen Ländern als Hauptkommunikationsmittel dient. In vielen Ländern des Commonwealth ist Englisch Amtssprache und wird dort von fast allen Menschen verstanden und benutzt. Englisch wird in mehr Teilen der Welt gesprochen als jede andere Sprache und ist nach dem Chinesischen die Sprache mit der größten Sprecherzahl. Zugleich ist es die am weitesten verbreitete Zweitsprache bzw. Fremdsprache.
Englisch gehört zur anglofriesischen Gruppe des westlichen Zweiges der germanischen Sprachen, einer Unterfamilie der indogermanischen Sprachen. Am nächsten verwandt ist es dem Friesischen, in geringerem Maß der niederländischen Sprache (Holländisch-Flämisch) und den plattdeutschen Dialekten und schließlich dem modernen Hochdeutsch. Die Ursprungssprache der indogermanischen Sprachen, das Proto-Indogermanische, wurde vermutlich vor circa 5 000 Jahren von Nomaden gesprochen, von denen man annimmt, dass sie über die südosteuropäischen Ebenen zogen.

II. Wortschatz
Die englische Sprache besitzt einen großen Wortschatz, der sich während seiner Entwicklungszeit von über 1 500 Jahren stark erweitert hat. Das vollständigste englische Wörterbuch, das Oxford English Dictionary (13 Bände, 1933), eine überarbeitete Ausgabe von A New English Dictionary on Historical Principles (10 Bände, 1884-1933; Ergänzungen), enthält 500 000 Wörter. Man schätzt jedoch, dass der heutige englische Wortschatz mehr als eine Million Wörter umfasst. Dazu gehören Ausdrücke aus dem Slang und den Dialekten sowie Fachbegriffe aus den Naturwissenschaften und der Technik, die häufig erst seit der Mitte des 20. Jahrhunderts verwendet werden. Englisch besteht etwa zur Hälfte aus germanischen (altenglischen und skandinavischen) und zur anderen Hälfte aus romanischen (französischen und lateinischen) Wörtern. Ständige Entlehnungen aus allen anderen wichtigen europäischen Sprachen, insbesondere Latein, Griechisch, Französisch und den skandinavischen Sprachen, wie auch bei zahlreichen unbedeutenderen Sprachen erklären den großen Umfang des englischen Vokabulars. Auf das Altenglische gehen die Kardinal- und Ordnungszahlen, die Personalpronomina und zahlreiche Substantive und Adjektive zurück. Aus dem Französischen stammen intellektuelle und abstrakte Begriffe sowie Termini für Rang und Status, z. B. duke, marquis und baron. Zur Bildung zahlreicher neuer Wörter und zur Entstehung neuer Erweiterungsmuster haben diverse linguistische Prozesse beigetragen, u. a. die Onomatopöie, die Wortbildung durch Nachahmung von Geräuschen, die z. B. zu Wörtern wie burp und clink geführt hat; die Affigierung, das Anfügen von Präfixen und Suffixen an den Wortstamm, ob einheimische wie mis- und -ness oder entlehnte wie ex- und -ist; die Kombination von Wortteilen wie in brunch, das sich aus Teilen von breakfast und lunch zusammensetzt; die freie Bildung von Komposita wie bonehead und downpour; die Rückbildung (inverse/retrograde Ableitung), die Bildung von Wörtern aus bereits bestehenden Wörtern, wobei zu erkennen ist, welches Wort von dem Ursprungswort abgeleitet ist, z. B. to jell, von jelly; der Funktionswandel, der Gebrauch eines Wortes einer bestimmten Wortart, als ob es einer anderen angehöre, z. B. das Substantiv shower, das als Verb gebraucht wird, to shower. Die Prozesse, die in erster Linie zum Ausbau des englischen Wortschatzes beigetragen haben, sind die Affigierung und vor allem der Funktionswandel, der durch die Besonderheiten des englischen Satzbaues erleichtert wird.

III. Rechtschreibung
Da die schriftliche Wiedergabe des Englischen aus zwei Gründen phonetisch nicht exakt ist, gilt die englische Rechtschreibung als relativ schwierig. Zum einen hat sich die Schreibweise der Wörter weniger gewandelt als ihr Klang; so wurde z. B. das heute nicht gesprochene k in knife ebenso wie das gh in right ursprünglich ausgesprochen (siehe weiter unten: Die mittelenglische Periode). Zum anderen wandte man verschiedene Rechtschreibkonventionen, die von ausländischen Quellen übernommen wurden, weiterhin an; so wurde z. B. erst im 16. Jahrhundert aufgrund der Autorität des lateinischen Ursprungswortes dubitare das b in doubt (vorher doute geschrieben) eingefügt. Die Diskrepanz zwischen Schreibweise und Aussprache ist am deutlichsten an den sechs verschiedenen Lautwerten der Buchstabengruppe ough zu erkennen: bough, cough, thorough, thought, through und rough. Das Schriftbild stammt aus einer Zeit, als das gh einen im Rachen gebildeten Reibelaut wiedergab, der in allen sechs Wörtern zu hören war. Weitere offensichtliche Inkonsequenzen sind in den 14 verschiedenen Schreibweisen des Lautes sch zu finden: z. B. in anxious, fission, fuchsia und ocean.

IV. Die Rolle der Phoneme
In der Theorie soll die schriftliche Fixierung der Phoneme (der kleinsten Lauteinheiten, die der Bedeutungsunterscheidung dienen) präzise die klanglichen Eigenschaften der Sprache angeben. So enthält at zwei Phoneme, mat drei und mast vier. Häufig korrespondiert jedoch die Schreibweise der englischen Wörter nicht mit der Anzahl der Phoneme. Enough hat z. B. vier Phoneme und wird mit sechs Buchstaben geschrieben. Genauso verhält es sich mit breath, das auch vier Phoneme und sechs Buchstaben hat. Siehe Phonologie.
Die wichtigsten Vokalphoneme finden sich, kursiv geschrieben, in den folgenden Wörtern: bit, beat, bet, bate, bat, but, botany, bought, boat, boot, book und burr. Diese Phoneme werden voneinander durch den Artikulationsort im Mund unterschieden. Vier Vokallaute des Englischen sind Diphthonge, die durch Gleiten von einem tieferen Artikulationsort zu einem höheren gebildet werden. Diese Diphthonge sind das i in bite (Gleiten vom o in botany zum ea in beat), das ou in bout (vom o in botany zum oo in boot), das oy in boy (vom ou in bought zum ea in beat) und das u in butte (vom ea in beat zum oo in boot). Der exakte Anfangs- und Endpunkt des Gleitvorgangs variiert in den verschiedenen englischsprachigen Ländern.

V. Tonstärke, Tonhöhe und Junktur
Andere Mittel der phonemischen Unterscheidung im Englischen – abgesehen von der Aussprache der einzelnen Vokale und Konsonanten – sind Tonstärke, Tonhöhe und Junktur. Die Tonstärke (auch: Betonung) ist der Klangunterschied, der dadurch erzielt wird, dass eine Silbe mit mehr Nachdruck ausgesprochen wird als eine andere, z. B. der Unterschied zwischen ‚record (Substantiv) und re’cord (Verb). Die Bedeutung der Tonhöhe zeigt sich z. B. im Vergleich von John mit John? Die Junktur (auch: Grenzsignal) oder Disjunktur von Wörtern erzeugt solche Klangunterschiede, wie sie z. B. in der Aussprache von blackbird (ein Wort) und black bird (zwei Wörter) zu erkennen sind. Um Wörter und Satzteile voneinander zu unterscheiden, verwendet das Englische vier Stufen der Tonstärke und vier Arten der Junktur.

VI. Flexion
Das moderne Englisch ist eine verhältnismäßig unflektierte Sprache. Die Substantive haben nur im Genitiv und im Plural eigene Endungen. Verben können in zwei Gruppen eingeteilt werden: die älteren Wörter mit starker Konjugation, deren Stammvokal sich ändert, z. B. sing, sang, sung, und die mit schwacher Konjugation, deren Dentalsuffixe die Vergangenheitsformen anzeigen, z. B. play, played. Heute werden nur noch 66 starke Verben verwendet; die schwachen überwiegen bei weitem, da alle neueren Verben nach diesem Muster gebildet werden. Die dritte Person Singular endet immer auf -s, wie z. B. in does. Die englische Verbstruktur ist also ziemlich einfach, verglichen mit ähnlichen Sprachen. Sie weist nur wenige weitere Endungen auf, wie z. B. -ing or -en. Jedoch spielt der Gebrauch zahlreicher Hilfsverben wie have, can, may oder must eine wichtige Rolle. Die einsilbigen und einige zweisilbige Adjektive werden in der Steigerung flektiert, z. B. larger oder happiest; andere Adjektive werden gesteigert, indem man more und most davorsetzt. Die Pronomina sind die am stärksten flektierte Wortart im Englischen. Sie besitzen eigene Formen für den Objektfall, z. B. me oder her, für den Nominativ (I, he, we) und für die possessiven Formen (my, his, hers, our).

VII. Wortarten
Obwohl viele Verfasser von Grammatikbüchern den Wortschatz nach wie vor gemäß der altgriechisch-lateinischen Tradition in acht Wortarten einteilen, fanden in der englischen Sprache in jüngerer Zeit neue Klassifikationen nach anderen Gesichtspunkten statt. Der amerikanische Linguist Charles Carpenter Fries hat in seinem Werk The Structure of English (1952) die meisten Wörter in vier große Klassen eingeteilt, die im Allgemeinen der herkömmlichen Klassifizierung in Substantiv, Verb, Adjektiv und Adverb entsprechen. 154 Wörter stufte er als Funktionswörter ein – Wörter, die die bedeutungstragenden Wörter eines Satzes verbinden und deren Beziehung zueinander anzeigen. In der Standardklassifizierung bezeichnet man viele dieser Funktionswörter als Pronomen, Präposition und Konjunktion.

VIII. Amerikanisches Englisch
Außerhalb Großbritanniens kam es durch die Kolonialisierung Nordamerikas zu wichtigen Veränderungen der englischen Sprache. Das Englisch in Kanada kann zum amerikanischen Englisch gerechnet werden, wenn es auch einige Eigenheiten der britischen Aussprache, der Orthographie und des Wortschatzes beibehalten hat. Die charakteristischsten Unterschiede zwischen dem amerikanischen und dem britischen Englisch betreffen die Aussprache und das Vokabular. Daneben bestehen geringe Unterschiede in der Rechtschreibung, der Tonhöhe und der Tonstärke (Betonung). Das geschriebene amerikanische Englisch hat die Tendenz, in Grammatik und Satzbau unbeweglicher zu sein, erscheint aber gleichzeitig toleranter neuen Wortschöpfungen gegenüber. Trotz dieser Unterschiede lässt sich oft nur aus dem Kontext erschließen, ob ein literarisches Werk in Großbritannien, den Vereinigten Staaten, Kanada, Australien, Neuseeland oder Südafrika geschrieben wurde.

IX. Die Zukunft der Englischen Sprache
Der Einfluss der Massenmedien wird aller Voraussicht nach zu einer größeren Einheitlichkeit führen: zur Nivellierung der Ausspracheunterschiede, der Normierung der Orthographie und zur Vereinheitlichung von Rechtschreibung und Lautung. Obwohl diese Standardisierung kaum zu vermeiden ist, bleibt das einzigartige Charakteristikum der englischen Sprache erhalten, die Tendenz zu wachsen und sich zu wandeln. Ungeachtet der Warnungen linguistischer Puristen werden ständig neue Wörter geprägt, Anwendungsbereiche modifiziert, damit neue Konzepte ausgedrückt werden können, und das Vokabular durch sprachliche Entlehnungen bereichert, vor allem durch die wechselseitige Befruchtung mit dem amerikanischen Englisch. Aufgrund seiner nahezu unbegrenzten Kommunikationsmöglichkeiten ist Englisch zur wichtigsten internationalen Sprache geworden.